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Auf der Suche nach einer neuen jüdischen Identität. Der Schriftsteller Karl Lieblich (1895-1984) und seine Vision einer interterritorialen Nation.
Der Stuttgarter Schriftsteller Karl Lieblich (1895-1984) entwickelte – auf der Suche nach einer neuen jüdischen Identität – Ende der 1920er Jahre die Vision eines neuen Judentums. Lieblich sah dabei die Rolle der jüdischen Religion als identitätsstiftende Kraft als überholt an und monierte deren mangelnden Reformwillen. Aber auch in der Assimilationsstrategie des Central-Vereins wie auch in den nationalstaatlichen Bestrebungen der zionistischen Bewegung sah er keine Lösung. Stattdessen kritisierte er diese als Fehlentwicklungen in Bezug auf die Lösung der sogenannten ‹Judenfrage›.
Als Folge dieser Kritik entwarf Lieblich ein eigenes kulturpolitisches Gesellschaftsmodell, welches die Diaspora der Juden als natur- und gottgegeben betrachtete und das jüdische Volk als ‹Gürtel- und Mörtelvolk› zwischen den übrigen Völkern definierte. Lieblich orientierte sich bei seinen Überlegungen an den kulturellen Minderheitenkonzepten in Ost- und Mittelosteuropa, welche ihrerseits auf den von Karl Renner und Otto Bauer entwickelten Theorien der personalen Autonomie basierten. Von der Staatengemeinschaft forderte er deshalb auch die völkerrechtliche Anerkennung des jüdischen Volkes als interterritoriale Nation.
Das Buch zeichnet die Entwicklung der kulturpolitischen Visionen Lieblichs nach und bettet diese in seine Biographie ein. Gleichzeitig deckt die Studie Bezüge jener Überlegungen auf und versucht diese in einem grösseren Kontext zu verankern.
Gebundene Ausgabe: 364 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3412224839
ISBN-13: 978-3412224837